Kriegsgefangene und Ostarbeiter in Höfingen und Krückeberg 1940-1945

In den Kriegsjahren 1939 - 1945 stand man in den Städten oft vor geschlossenen Geschäften. Auf einem Schild an der Tür war zu lesen: "Wegen Einberufung zum Wehrdienst geschlossen". Auch wegen Dienstverpflichtungen in Rüstungsbetrieben hatte mancher Inhaber sein Geschäft aufgegeben. Ersatzpersonen konnten selten dafür eingesetzt werden.

Fehlende Arbeiter in Betrieben und in der Landwirtschaft wurden durch Zwangsarbeiter/ -innen und Kriegsgefangene aus den eroberten und besetzten Gebieten ersetzt. Es begann 1940 mit dem Einsatz von polnischen Zwangsarbeiter/-innen. Nach der Beendigung des Westfeldzuges (Mitte 1940) kamen auch französische, belgische und holländische Kriegsgefangene sowie angeworbene Zivilarbeiter hinzu.

Weitere Arbeitskräfte wurden aus Russland ab Sommer 1941 kaserniert und zum Arbeitsdienst gezwungen. Die Unterbringung der Zwangsarbeiter erfolgte gruppenweise in geschlossenen Unterkünften wie Tanzsälen, Hallen aller Art und anderen leerstehenden Räumen. Als Krankenhaus diente für den Raum Schaumburg ein ehemaliges Arbeitdienstlager vom Bau der Autobahn bei Rehren A/O.

Wer Arbeitskräfte benötigte, forderte diese beim zuständigen Arbeitsamt an. Die Unterbringung der Zwangsarbeiter erfolgte im Saal von W. Boose in Höfingen, der eigens hierfür eingerichtet wurde. Dort wohnten vier Ostarbeiter, die auf dem Zimmereibetrieb Adam & Hachmeister beschäftigt waren. Die Mehrzahl der Zwangsarbeiter mussten in der Landwirtschaft mitarbeiten. Zur Nachruhe hatten sich alle Arbeiter in den zugewiesenen Quartieren einzufinden. Von einer älteren Person aus dem Dorf wurde die vollständige Anwesenheit überprüft. Anschließend wurde der Saal abgeschlossen. Landwirtschaftlichen Betrieben wies man eine geeignete ältere, nicht wehrdienstfähige deutsche Fachkraft zu, wenn der Betriebsinhaber zur Wehrmacht einberufen war.

Zwangsarbeiter, die für fehlende Arbeitskräfte in der Landwirtschaft eingesetzt waren, bekamen bei den Landwirten Unterkunft und Verpflegung. Sie konnten fast überall mit der Familie am Tisch essen. Offiziell war es verboten mit den Zwangsarbeitern Gemeinschaften zu pflegen, selbst Mahlzeiten durften nicht zusammen an einem Tisch eingenommen werden. Dieses Verbot wurde jedoch selten beachtet, denn man war in hohen Maße aufeinander angewiesen und das miteinander war nicht durch Unmenschlichkeit geprägt. Zwangsarbeiter/ -innen auf Bauernhöfen waren jedoch eindeutig im Vorteil gegenüber denjenigen, die in Industriebetrieben zur Arbeit verpflichtet wurden und oftmals bis zur körperlichen Erschöpfung getrieben wurden und Hunger leiden mussten.

Für Ostarbeiter und Kriegsgefangene bestand Ausgehverbot in den Sommermonaten von 21-5 Uhr und in den Wintermonaten von 20 - 6 Uhr. Im Dorf durften sie sich tagsüber frei bewegen. Für einen Besuch im Nachbardorf war eine Bescheinigung vom Bürgermeister erforderlich mit Angabe des Zweckes und Dauer des Besuches. Sonntags war die Polizei auf Landstraßen viel unterwegs. Oft wurden Übertretungen von Zwangsarbeiters festgestellt, die sich jederzeit mittels spezieller Arbeitskarte mit Lichtbild auszuweisen hatten. Auf ihrer Kleidung mussten die Polen ein "P" und die Russen das Zeichen "Ost" tragen.

Zur Beseitigung der schweren Orkanschäden in den Wäldern am 14. November 1940 wurden in den folgenden Jahren Kriegs- und Zwangsarbeiter herangezogen. Zwei Höfinger Landwirte waren beauftragt, mit Pferdegespannen Nutzholz aus dem Finnenbergraum zum Zimmereiplatz Adam & Hachmeister zu transportieren.

Im Gasthaus Wege in Krückeberg wurden im Saal 20-40 Kriegsgefangene untergebracht. Zuerst waren es Franzosen, danach bis um Kriegsende polnische Unteroffiziere. Sie wurden im Finnenbergraum mit der Aufarbeitung von Sturmschäden beschäftigt. Ein Wachmann begleitete sie. Später wurden die Gefangenen bei der Neuaufforstung des Waldes eingesetzt. Sie gruben Löcher, in die die Höfinger und Pötzer Frauen die neuen Pflanzen setzten.

Auch zu Straßeninstandsetzungsarbeiten bei der Straßenmeisterei Hess. Oldendorf und für landwirtschaftliche Erntearbeiten konnten die Gefangenen angefordert werden. Die Familie Wege in Krückeberg unterhielt als Nebengewerbe eine Kleinlandwirtschaft und war ebenfalls auf die Unterstützung der Zwangsarbeiter angewiesen. Frau Wege bemühte sich, für die Gefangenen neben den Lebensmittelzuteilungen noch weitere Lebensmittel heranzuschaffen. Täglich leistete ein Gefangener Frau Wege in der Küche Hilfe. Als Dank für die freundliche Behandlung setzten sich die polnischen Gefangenen dafür ein, dass in Krückeberg von polnischen und russischen Arbeitern keine Gewalttaten verübt wurden. Zwei Wachmänner (nicht wehrdienstfähig) bewohnten ein Zimmer im Gasthaus Wege.

Im letzten Kriegsjahr durften Zwangsarbeiter sich nicht mehr aus dem zugewiesenen Dorf entfernen. Als die Front näher kam, wurden Kriegsgefangene in Sammellagern zusammengezogen. Mit der Besetzung von Städten und Dörfern, die im heimischen Raum durch die Amerikaner im März-April 1945 begann, waren Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene frei. Die Besatzungsmacht informierte sie und organisierte den Abtransport in die Heimat.

Es gab aber auch Kriegsgefangene, vor allem aus den westlichen Ländern, die sich selbstständig mit gestohlenen Fahrrädern auf den Weg in die Heimat machten. Allgemein fand der Abtransport mit Autos aller Art statt. Monatelang lebten Ostarbeiter (angeblich bis zu 12.000) in Hameln in Kasernen. Es kam aber auch vor, dass einige Zwangsarbeiter ihren "Arbeitgeber" in der Landwirtschaft erst dann verließen, als sich die Zustände in ihrer Heimat gebessert hatten. Wenn ein Zwangsarbeiter sich von seinem Arbeitgeber schlecht behandelt fühlte, mussten beide nach Kriegsende in der Kommandantur in Hameln dazu Stellung nehmen.

Anzahl der Gefangenen und Zwangsarbeiter in Höfingen:
2 Franzosen, 9 Polen, 6 Russen, 3 Polinnen, 3 Russinnen

Quelle: Konrad Diekmann, Dies und das - für jeden was! (Seite 126f)