VORBEMERKUNGEN: Der folgende Text gehört zu den umfangreichen schriftlichen Lebenserinnerungen des Heinrich Roßkam, die von ihm größtenteils vor 1986 aufgezeichnet wurden und die auch zu einer Grundlage der Dorfchronik von Höfingen geworden sind.
Heinrich Roßkam wurde am 6.11.1903 auf dem Hof Nr. 2 (heute: Neue Heerstraße 24) in Höfingen geboren. Er starb dort am 5.12.1991, nachdem er über 30 Jahre seinen elterlichen Hof bewirtschaftet hatte.
Nach alter Tradition wurde am 1. Ostertag abends ein Paschenfeuer oder Osterfeuer abgebrannt. Auf einem leeren Stück Land, etwa 100 m vom Waldrand entfernt, möglichst hochgelegen, damit es weithin sichtbar war, wurde das Holz aufgestapelt.
Wir jungen Männer machten das. Wir fingen schon 14 Tage vor Ostern damit an, mit einem Handwagen, 4spännig wurden die Kleinen vorgespannt, und die Großen nahmen das zusammengesuchte Holz auf den Rücken.
Wir mußten immer da suchen, wo die Holzhauer gearbeitet hatten, und konnten dann den Rest mitnehmen. Eine Axt durften wir nicht einsetzen. Aber ein kleines Beil hatten wir doch oft unter der Jacke. Wir wurden dabei von einem Hilfsförster beobachtet.
Am Osternachmittag, nach dem Ostereiersuchen, wurde schon auf den Abend gerüstet. Von den Bauern haben wir uns Stroh geholt, große Bunde. Ein Bauer stellte uns dann Pferd und Wagen zur Verfügung, um die 10 großen Preßbunde nach dem Finnenberg zu bringen. Der Holzstapel war nicht so groß wie heute, und so mußten wir ihn mit Stroh vergrößern.
Auch mußten wir Wache halten, denn einmal ist es uns passiert, daß der Stapel schon am Nachmittag in hellen Flammen aufging.
Bei Einbruch der Dunkelheit haben wir dann unser Osterfeuer angezündet. Hieran nahmen alle Jungen und Mädchen teil und auch mehrere Erwachsene. Wir freuten uns jedes Mal über das schöne Paschenfeuer. In der Ferne sahen wir dann die vielen anderen Paschenfeuer, denn jedes Dorf machte ja sein Osterfeuer. Bis heute hat sich dieser Brauch erhalten. Er wird von der Feuerwehr fortgeführt, sogar noch in einem größeren Rahmen.
Die Fotos von Horst Boose stammen aus den 60er Jahren!