Höfingen - Unsere herkömmliche Ernährungsweise hat sich geändert. Die körperliche Arbeit ist geringer geworden. Kerniges und vitaminreiches Gemüse wird deshalb auf dem Markt im Verhältnis weniger verlangt, als beispielsweise Kalbfleisch und auch - Pilze. Sie sind stark eiweishaltig, machen satt und erhalten dennoch schlank. Obendrein schmecken sie besonders gut. Dieses Beobachtung hat der Landwirt Ferdinand Dohme in Höfingen in den letzten Jahren gemacht. Und sie ist auch das Geheimnis, das hinter dem großangelegten Neubau neben dem Dohmehof in Höfingen steckt. Hier wird in diesem Jahr noch eine größere Champignonzucht entstehen, die eine eigene Konservierungsabteilung enthalten wird.

Landwirt Dohme hat sich in den letzten Jahren schon zu einem Fachmann auf dem Gebiete der Champignonzucht herangebildet, denn in zwei großen Räumen, die von der Scheunentenne aus zugänglich sind, wachsen - ganz im Stillen - künstlich bewässert, temperiert und belüftet, schon zahllose weißhäuptige Pilze, die nach der Ernte auf den Markt wandern. Man kann sagen, daß hier ein Hobby zum Erwerbszweig wird, obwohl es schon aus der oben erwähnten Beobachtung heraus mit Erwerbsabsichten begonnen wurde.

Fast unvorstellbar ist der Aufwand schon für diese kleine Zucht neben der Scheunentenne gewesen, denn in den Räumen mußten nicht nur Kästen mit gut bereitetem sogenannten Substrat stehen, sondern mußte auch Waldklima herrschen, damit sich auf der schwachen Humusdecke über dem Substrat weiße kappen und später erntereife Pilze bilden konnten. Das Waldklima in den Raum zu bringen, ist nicht ganz so einfach gewesen, und die Zucht unter so primitiven Voraussetzungen - so sagt uns Landwirt Dohme - nicht sehr lohnend. Aber Ferdinand Dohme wurde dabei zum Fachmann.

So hat er den noch größeren Aufwand gewagt und sich dazu entschlossen, eine über zehnfach so umfangreich wie bisher angelegte Champignonzucht in eigens dafür beschaffenen und vollautomatisch temperierten, belüfteten und beleuchteten Räumen aufzubauen. Diese Räume sind augenblicklich im Bau. Man nennt das neue Gebäude hinter dem Dohmehof die Pilzscheune. Es ist ein eingeschossiger langgestreckter Hallenbau, der bereits zum Teil gerichtet worden ist und in den nächsten Tagen weiter teilgerichtet werden soll.

Fachleute beraten den unternehmungsmutigen Landwirt bei diesem Plan, die schon ähnliche Bauvorhaben für den gleichen Zweck errichtet haben. Maßgebend ist aber des Bauherrn eigene Erfahrung, die er vor allem in Holland sammeln durfte. Dort nämlich gibt es bereits soviele Champignonzuchten noch weit größerem Ausmaßes, daß die Unternehmer oft Mühe haben, ihr Produkt auch an den Mann zu bringen, während bei uns noch der größte Teil dieser Pilze für den Markt eingeführt wird.

Schon in wenigen Wochen wird Landwirt Dohme die ersten Pilzbeete in einem Teil des neuen Gebäudes einrichten. Sie werden mehrstöckig übereinander liegen. Und eine Teilhalle nach der anderen wird danach in Betrieb genommen werden, bis schließlich in der letzten eine eigene Konservierungsanlage entstehen kann.

Schon der Neubau verrät, daß die Champignonzucht einen wichtigen Produktionszweig des Dohmehofes bilden wird. Wenn sie auch den seit vielen Jahren in großem Umfang gepflegten Gemüseanbau nicht ganz ablösen dürfte, so werden sich doch die Weiß-, Rot- und Wirsingkohlköpfe mit den Pilzen die schon vorhandenen Kühlräume teilen müssen.

Neben dem neuen Produktionsgebäude entsteht hinter dem Dohmehof ein nach drei Seiten offener Schauer. Unter diesem - man wird ihn Kompostierungshaus nennen - wird das Substrat vorbereitet werden, in dem die Pilze ihren Nährboden finden. Er besteht aus Sägemehl, Weizenstroh und Pferdedung und wird mit Sporen 'geimpft', man kann auch sagen vermengt. In den Wachsräumen dauert es dann etwa sechs Wochen, bis der sporengeimpfte und mit Erde bedeckte Nährboden die ersten Pilze ins Tageslicht schickt. Mindestens zweimal im Jahr kann der Bauer in der Pilzscheune ernten. Wir erfuhren übrigens noch bei einem Rundgang durch die alte, kleine und schon zwei Jahre bestehende Zucht von Landwirt Dohme, daß es auch sogenannte blonde Champignons gibt, die ebenso gehaltvoll und schmackhaft sind, aber von Hausfrauen nicht so begehrt werden wie die weißhäuptigen, eben weil man die althergebrachte und bekannte Farblosigkeit beim Champignon schätzt und sie allein für echt hält.